Direkt zum Hauptinhalt

Windows 10 Lifecycle: Von Updates und Upgrades

Einleitung

Als IT Supporter stelle ich fest, dass der Aufwand für den Unterhalt von Windows 10 Computer immer aufwändiger wird. In diesem Beitrag möchte ich erklären warum das so ist und warum man daran nichts ändern kann.

14.10.2024: Nachtrag

Holger Voges beschreibt viele der Alltagsprobleme mit Windows Updates sowie dem WSUS (Windows System Update Service) in seinem "Rant" vom 9. Oktober 2024 auf golem.de

Microsoft, dein Feind und Helfer
An jedem zweiten Dienstag im Monat halten Windows-Admins den Atem an: Werden die Rechner nachher noch laufen?

Von Updates, Upgrades, Service Packs und Versionen

Bevor ich genauer auf Windows 10 eingehe, möchte ich die Versionen seit XP kurz Revue passieren lassen. Zuerst müssen wir aber die Begriffe Update und Upgrade klären. Im ersten Moment werden Sie denken, dass ist das Gleiche. Nicht ganz, hier die kleinen Unterschiede:

  • Updates: Dabei handelt es sich um Korrekturen von bestehenden Programmcode. An der Funktion des Programmes wird nichts geändert. Ein Teil der Updates die wir installieren korrigieren sicherheitsrelevante Funktionen, andere einfach nur ein Fehlverhalten das bei der Entwicklung nicht aufgefallen war.
    Updates erhöhen die Version eines Programmes in der Regel nicht, wobei die Versionsnummer je nach Produkt und Hersteller sowieso nicht immer nachvollziehbar ist.
  • Upgrades: Im Gegensatz zu Updates sind dies nicht nur Korrekturen, sondern Erweiterungen um neue Funktionen der bestehenden Software. So wird z.B. der Windows Taschenrechner von Windows in einer zukünftigen Version die Möglichkeit erhalten, mathematische Formeln grafisch darzustellen.
    Bei Microsoft wurden bis Windows 7 die Upgrades mit «Service Pack» betitelt. Für Windows XP gab es deren 3, für Windows 7 nur einen, der Windows 8 Service Pack 1 heisst schlicht 8.1.

Mit dieser Unterscheidung betrachten wir nun die Entwicklung des heute aktuellen Windows Desktop Betriebssystem «Windows 10» für das wir fleissig Updates, aber auch Upgrades, installieren. Teilweise macht dies Microsoft ungefragt für uns, aber dazu später mehr.

Windows 10 ist 2015 in der Version 1507 erschienen, wobei die ersten 2 Ziffern das Jahr, die zweiten Zwei den Monat (Juli) der offiziellen Verfügbarkeit bezeichnen. Seither stellt Microsoft, wenn keine grösseren Probleme das verhindern, alle 6 Monate einen Upgrade zur Verfügung. Zum Vergleich: Windows 7, ein Servicepack in 10 Jahren. Damit ist «10» nicht die Version von Windows, sondern Teil des Produktnamens geworden, analog zu macOS X von Apple.

Die wirkliche Version beschreibt die oben erwähnte 4-stellige Zahl. Und wo sehe ich die? Ganz einfach: Durch die Tastenkombination Windows-R und dann «winver» eingeben, Enter-Taste und sie erhalten ein Fenster wie das folgende Bild zeigt, das die Version Ihres Systems darstellt: In diesem Beispiel 1909, d.h. September 2019. Aktuell verfügbar ist Version 2004.

WinVer.pngWinVer.png
Ausgabe von «Winver»

Produkt-Lebenszyklus von Windows 10

Microsoft unterstützt ihre Software in der Regel 10 Jahre, wobei die ersten 5 Jahre als Mainstream Support, die zweiten 5 Jahre als Extended Support bezeichnet werden. In der ersten Phase (Mainstream) schliesst dies auch Upgrades ein, in der zweiten nur noch Produktpflege, d.h. Updates. Die Unterscheidung dieser Phasen hat noch weitere Aspekte, auf die ich hier aber nicht eingehen möchte.

Also rechnen wir mal: Windows 10 ist 2015 erschienen, wir dieses Jahr also 5-jährig und fällt damit aus dem Mainstream- in die Extended Support Phase. Wäre logisch, aber: Wenn wir Windows 10 als Produkt verstehen und 1507 als Version, müsste sich dies auf diese Version beziehen. Aber: Windows 10 ist komplett anders.

Microsoft bietet uns Anwendern Windows 10 als «Software as a Service» an, d.h. wir kaufen es einmal und bekommen nun nicht nur Updates, sondern auch Upgrades, also neue Versionen des Produkts, gratis und franko. Selbst den Upgrade von Windows 7 auf Windows 10 haben wir Gratis bekommen. Dafür hat Microsoft die Spielregeln dahingehend geändert, das eine Version von Windows 10 nur noch 18 Monate unterstützt wird.

Aktuell heisst dies heute (Juli 2020), dass mit dem Erscheinen der Version 2004 die Version 1809 als «unsupported» gilt. «Unsupported» heisst, es gibt KEINE Updates mehr, weder zur Behebung von Sicherheitslücken, noch von Fehlern und hat damit den gleichen Status wie Windows 7 und ältere Versionen. Wichtig ist auch zu verstehen, dass die Installation eines Upgrades von z.B. 1809 auf 2004 von Microsoft nicht unterstützt wird, kann gelingen (in der Regel), muss aber nicht. Kurz: Auf einem Windows 10 System sollten neue Upgrades innert 12 bis 18 Monaten installiert werden.

Ausnahmen, Spezialfälle

Eine Ausnahme bilden Windows 10 LTSB resp. LTSC (Long Term System Branch). Diese folgen der normalen 10 Jahresregel (siehe oben), sind aber nur als (Lizenz-)Update erhältlich und rel. teuer. Störend ist auch, das damit einen Neuinstallation erfolgen muss, einfach nur den neuen Key einzugeben funktioniert nicht. Für diese speziellen Versionen gibt es KEINE Upgrades.

Ausserdem muss zwischen den Editionen Home und Pro (inkl. Varianten) sowie Educational und Enterprise (nur mit Volumen Lizenz Vertrag, kurz VL, erhältlich) unterschieden werden. Die oben beschriebenen Regeln gelten für die am häufigsten eingesetzten Editionen Home und Pro.

Für VL Editionen gelten für den Herbst-Upgrade die obigen 18-Monate Upgrade-Regeln, die Frühjahrsupgrades werden bis 30 Monate Unterstützt.

Eine Übersicht von Microsoft finden Sie hier.

Fast hätte ich es vergessen – es gibt da noch die Corona Ausnahme: Mit dem Erscheinen des 2004 Upgrades wäre die Version 1809 eigentlich unsupported. Wegen Corona hat Microsoft aber den Support für 1809 bis im November 2020 verlängert und überdauert damit sogar noch die vermutete Version 2009. Detail siehe hier.

Kumulative Updates – mit Ausnahmen

Vielleicht können Sie sich noch erinnern: Hat man ein Windows 7 mit SP1 installiert mussten noch über 100 bis 200 Updates installiert werden, bis das System auf dem neuesten Stand war. Mit Windows 10 hat Microsoft auf kumulative Updates gewechselt, d.h., dass ein Update, z.B. 2020-07 für Windows 10 1809, alle Updates bis Juli 2020 enthält. Dieser Update ist dann allerdings bedeutend grösser (grösser als 1 GB) und dauert entsprechend lange.

Lästig wird dies vor allem, wenn man die Updates regelmässig installiert. Mit jedem Monat wird das Update grösser (Download-Zeit!) und im Update-Prozess muss zuerst geklärt werden, welche Updates wirklich fehlen. Für Neuinstallation eine feine Sache, beim regelmässigen Updaten eine Pain.

Aber: Sie kommen wieder, die optionalen, nicht sicherheitsrelevanten Updates. Ab Juli 2020 hat Microsoft wieder optionale (nicht zwingende) Updates/Upgrades eingeführt um Teile von Windows 10 einzeln aktualisieren zu können. Bekannt sind bisher der neue Edge-Browser und das Linux Subsystem für Windows. Es werden weitere folgen. Ärgerlich nach meiner Einschätzung: Diese werden in der C-Woche freigegeben, d.h. nicht mit den üblichen Updates die jeweils am 2. Dienstag des Monats verteilt werden. Über die Office-Updates die Microsoft zusätzlich und teilweise ungefragt installiert haben wir dann noch nicht diskutiert.

Fazit

Durch die halbjährlichen Versions-Upgrades, die nur noch 18 Monate unterstützt werden, sind wir gezwungen in diesem Rythmus auch zu installieren. Die Erfahrung zeigt, dass dies nicht ohne Risiken ist, von einem nicht mehr bootfähigen System bis zu Datenverlusten hat’s schon alles gegeben.

Durch kumulative Updates dauern die monatlichen Updates länger. Die neuen optionalen Updates führen zu einem zweiten monatlichen Patchday, und als «Krönung» kommen die Office Updates obendrauf.

Das alles effizient zu managen wird immer schwieriger und macht den Einsatz eines Patching-Tools, wie z.B. GFI Languard, umso lohnender.